Kurz nach Schalling unterm Berg
Kurz nach Schalling unterm Berg geht die kalte Sonne aus billigen Neonröhren nie unter. In tiefster Nacht strahlt sie auf einer fast verlassenen, versifften Tankstelle. Da strandet eine Besucherin (Elena Wolff) mit ihrem Auto. Ein witziger und dabei selten zärtlicher, großer und glänzend inszenierter Film über Sinn und Sinnlichkeit, wo man sie wohl kaum vermuten würde.
„Hello darkness, my old friend.“ So zärtlich, so großzügig, so furchtlos (und) pathetisch legt sich David Lapuchs glänzend inszenierter neuer Film um jeden Menschen, der in seine raben-, pech- und trauerschwarze Nacht eintaucht. Kurz nach Schalling unterm Berg geht die kalte Sonne aus Neonröhren nie unter. Sie scheint auf einer fast verlassenen Tankstelle mit verrauchtem Stüberl und einem nassen Vorplatz. Aus jeder Mauerritze tropft allerlei – auch unsichtbares – Gift (looking at you, „Männlichkeit“), und niemals würde dieser Ort als „Reparaturwerkstätte“ durchgehen, wäre man bei Trost. Da strandet eine Besucherin mit ihrem Auto, und es beginnt ein Muntermachen. Ein Sinneschärfen für die Poesie auf Hartbeton, für den Zweck im versifften Dreck, in dem man steckt, wenn man leben möchte und nicht kann. Doch was, wenn gerade dort die Liebe wohnt? Die Hoffnung. Nicht nur für dich, für alle nämlich.
(Katalogtext, az) – Diagonale 2022
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